Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1468-1485 

Bl. 260

09.05.1483  / Freitag nach Christi Himmelfahrt

Transkription

kommen / alß hab er v(er)zogen vber zijt / da ʃij nyema(n)t kommen
von(n) emmeriches wegen dem(m) nach ʃij er gewiʃt a myt recht
daß er emmerichen(n) nach ludt ʃiner clag(en) erfolgt hab / daß
hait er v(er)bott / auch wie recht iʃt vnd alß gewere redt daß
er off den tag geʃatzten(n) gerichts tag nit hait mog(en) kommen
heren(n) noit halb(en) da hoff er daß ʃoll jne an ʃinem erfolgniß nit
jrren(n) ʃond(er) hette er ʃich laʃʃen(n) v(er)noittbotten waß dan recht we(re)
geweʃt daß hette er laʃʃen geʃchenn(n) dem(m) ʃij gewe(re) alʃo nit nachko(mmen)
hofft er ʃoll bij dem(m) gewiʃten(n) ort(eil) v(er)lib(e)n vnd emmerichen erfolgt
han vnd ʃtalt zu recht Gewe(re) dar zu redt alß eyn(en) momp(ar)
emmerichis von(n) Rymbergk nach dem(m) ʃin juncker nit jnheyms
vnd er ʃin momp(ar) ʃij vnd erbudet den glaub(e)n darzu zuthun(n) das
er ʃolchen(n) gerichts tag nit v(er)ʃtand(en) hab auch daß es jme heren
noit benommen hab / ʃo ʃoll ʃin junckh(er) onu(er)luʃtig ʃin ʃatzt zu recht
Rudig(er) von(n) weg(en) anth(is) wolffen meynt dwile gewe(re) eyn mechtig(er)
momp(er) ʃij emmerichis von(n) Rymb(er)gks / er ʃolt den gerichts tag
billich v(er)hudt / od(er) ʃich v(er)noitbott han(n) / ʃo daß alles von(n) jme nit
beʃcheen / ʃo hoffe er emmerichen(n) erfolgt zu han ʃt(ellt) zu recht
Nach anʃprach vnd a beider p(ar)tijen anbringen Dwile gewe(re)
eyn mechtig(er) mompar emmerichis von(n) Rymb(er)gks iʃt vnd
ʃinen geʃatzten(n) tag nit v(er)hudet hait / Sprecht der Scheffin zu
recht daß es bij dem(m) furgewiʃt(en) ortel v(er)lib(e)n ʃoll(e) / daß ortel
hait Rudig(er) von(n) weg(en) anthiß wolffen(n) v(er)bott vnd anthiß wolff
hait dem gewiʃten ortel nach pfande off den obgenant(en) emmerich(e)n
beredt alß deß gerichts gewonheit iʃt / vnd hait die pfande
auch v(er)bott alß recht iʃt / von(n) diʃʃem(m) ortel hait gewe(re) alß
eyn(n) momp(er) emmerichis von(n) Rymbergk appeleret fur deß durch
luchtigen(n) hoichgeporen(n) furʃt(en) vnd heren(n) h(er)n philipʃen(n) pfalz
grave(n) bij Ryne etc ertztrugʃeʃʃ(e)n vnd kũrefurʃt(en) hoeffgericht
nach ordenu(n)ge deß hoiffgerichts vnd der ortel abʃchrifft begert
mit gezugniß der vmʃʃtend(er)

Übertragung

kommen. Als habe er gewartet über die Zeit, da sei niemand für Emerich gekommen. Deshalb wurde ihm durch das Gericht gewiesen, dass er gegen Emerich seinen Anspruch eingeklagt habe. Das hat er auch festhalten lassen, wie es Recht ist. Und wenn Gewer redet, dass er auf dem festgesetzten Gerichtstag nicht hat kommen können wegen Herrennot, so hofft er, das soll ihn an seinem Gerichtsentscheid nicht irre machen, sondern er hätte sich wegen Herrennot entschuldigen lassen müssen; was dann Recht gewesen wäre, das hätte er geschehen lassen. Dem sei Gewer aber nicht nachgekommen. Daher hoffe er, er soll bei dem gewiesenen Urteil bleiben und seinen Anspruch gegen Emerich eingeklagt haben und legt das dem Gericht vor. Gewere redet dazu: Als ein Vertreter Emerichs von Rheinberg und weil sein Junker nicht im Lande sei und er sein Vertreter sei, biete er an, den Eid zu leisten, dass er den Gerichtstag nicht als solchen verstanden habe und auch wegen Herrennot gehindert war, so soll doch sein Junker nicht sein Recht verloren haben, und er legt es dem Gericht vor. Rudiger für Anthis Wolff meint: Weil Gewer ein bevollmächtigter Vertreter von Emerich von Rheinberg war, er solle den Gerichtstag billigerweise gewahrt oder sich wegen Not entschuldigt haben. Da das alles nicht von ihm geschehen sei, so hoffe er, gegen Emerich obsiegt zu haben. Das legt er dem Gericht vor. Nach den Vorbringungen beider Parteien, weil Gewere ein bevollmächtigter Vertreter Emerichs von Rheinbergs ist und seinen gesetzten Tag nicht gewahrt hat, sprechen die Schöffen als Recht: Dass es bei dem gewiesen Urteil bleiben soll. Das Urteil hat Rudiger für Anthis Wolff festhalten lassen und Anthis Wolff hat nach dem gewiesenen Urteil auch Pfändung gegen den oben genannten Emerich gefordert, wie es Gewohnheit des Gerichts ist und hat die Pfänder auch festhalten lassen, wie es Recht ist. Gegen dieses Urteil hat Gewere als Vertreter Emerichs von Rheinberg appelliert vor das Hofgericht des durchlauchtigen, hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Philipp, Pfalzgrafen bei Rhein, usw., Erztruchsessen und Kurfürsten. Und er hat gemäß der Ordnung des Hofgerichts eine Abschrift des Urteils mit dem Zeugnis der bei Gericht Anwesenden (Umständer) begehrt.

Registereinträge

Abschrift   –   Appellation   –   Eidesleistung   –   Erztruchsesse   –   Fuersten (Standesbezeichnung)   –   Geisenheim, Gewer von   –   Gerichtszuschauer   –   Gewohnheit (und Recht)   –   Herrennot   –   Hofgericht (pfalzgräfliches)   –   Hofgerichtsordnung   –   Kurfürsten   –   Pfalzgrafen bei Rhein   –   Philip (Pfalzgraf)   –   Rheinberg, Emerich von   –   Urteil   –   Vernotbotung   –   Wolff, Anthis   –