Jtem Emel von weg(en) her Johanns magt v(er)bott das vrt(eil)
vnd hat zugeʃpr(ochen) dem Jungʃten Burhen wie er vff
ein zitt von Bart(en) gehort habe das er ʃie vbergeb mit
boͤʃen wort(en) vnd zu jr geʃagt ʃie wer ein milch diebin
vnd ein fleyßdiebin vnd ʃie wer wert an ey(m) ʃteck(en)
zuu(er)brenne(n) do von beg(er)t er ʃin wiʃʃe(n) ob er ʃich des ʃperre(n)
woͤll v(er)meʃʃ er ʃich vff jme xx gld ʃchad(en)s
Daruff der jungʃt burhen hat ʃich durch Rampfuʃʃe(n) ʃin jn
recht angeding(en) furʃpr(echen) butig gemacht ʃin kuntʃchafft des
ʃo vff jne gezog(en) wer zugeb(e)n
Jtem darnach hat der Schult(heiß) als richt(er) von den zug(en) alle
ʃampt vnd ey(n) yden beʃond(er) vff jr erbietung geloͤbde
entphang(en) ʃie daruff zun helg(en) tun ʃwer(e)n jr wiʃʃen(n)
des ʃo vff ʃie ʃampt vnd ein yden beʃonder gezog(en) wer
die warheit wed(er) vmb lyeb leydt fruntʃchafft fintʃchafft
ʃi myed gab od(er) vmb kein(er) ʃach will(en) die menʃch(e)n herz(en)
erdenck(en) moͤcht das die warheit v(er)kert vnd als ʃie
got dem almechtigen am jungʃten gericht antwort(en)
woͤllen / zu ʃagen / darnach iʃt ein yd(em) gezug allem
furgenome(n) vnd in ʃonderheit jme die ʃchuldigung vorgeleʃe(n)
vnd nach dem ʃins getan eyts ermanet wie ʃwer das ʃij das ein(er) ein
vnrecht kuntʃchafft gebe zum erʃt(en) das er gott ʃins ʃchépfers
v(er)leyckent zum ander(e)n das er ʃin neben mentʃche(n) vn-
richtlich vmb das ʃin richtlich brengt zum dritt(en) das
er durch ʃin vnrecht kuntʃchafft den Richt(er) bedrugt das
er ein boΞʃes vrt(eil) ʃpricht
Jtem hat daruff der jungʃt Burhen geʃagt er hett gehort
das Barth Barbeln flucht vnd zu jr ʃaͤgt ʃie wer wol
werdt das man(n) ʃie v(er)brent vnd ʃie wer ein milch
dupin
Jtem Burhen der Jung hat geʃagt er ʃij jn ʃins vatt(er) huß
Emel hält für die Magd des Herrn Johan das Urteil bei Gericht fest und hat den jüngsten Henne Bauer beschuldigt, er habe seinerzeit von Bart gehört, dass er sie mit bösen Worten überzogen und zu ihr gesagt habe, sie sei eine Milchdiebin und eine Fleischdiebin und sie sei es wert, an einem Stecken zu verbrennen. Darüber fordert er sein Wissen. Falls er sich dagegen sperren will, maße er sich gegen ihn einen Schaden von 20 Gulden an. Darauf hat sich der jüngste Henne Bauer durch seinen, im Gericht angestellten Fürsprechen anerboten, seine Beweismittel gegen das, was gegen ihn geltend gemacht wird, zu geben.
Danach hat der Schultheiß als Richter von den Zeugen, allesamt und von jedem einzeln, auf ihr Anerbieten Gelübde empfangen. Sie schwören darauf zu den Heiligen ihr Wissen dazu, was auf sie zusammen und jeden einzeln besonders geltend gemacht wird, wahrheitsgemäß aussagen, weder um Liebe, Leid, Freundschaft, Feindschaft, Belohnung, Bestechung und um keiner Sachen willen, die Menschenherzen zu erdenken vermögen und die Wahrheit verdrehen und zu antworten, wie sie Gott dem Allmächtigen am Jüngsten Gericht antworten würden. Danach wurde einem jedem Zeugen das Vorgenannte und besonders die Beschuldigung vorgelesen und nach geleistetem Eid ermahnt, wie schwerwiegend es sei, eine unrichtige Zeugenaussage zu machen, zum ersten, dass er Gott seinen Schöpfer verleugnet, zum anderen, dass er seine Mitmenschen unrechtmäßig um das Seine bringt, zum dritten, dass er durch seine unrichtige Zeugenaussage das Gericht Richter betrügt und dieses ein falsches Urteil fällt.
Darauf hat der jüngste Henne Bauer gesagt, er habe gehört, dass Bart Barbel beschimpft und zu ihr gesagt habe, sie sei es wohl wert, dass man sie verbrennt und sie sei eine Milchdiebin.
Henne Bauer der junge hat gesagt, er sei in seines Vaters Haus
Wackernheimer Haderbuch 1472-1501, Bl. 078v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1472-1501-wackernheim/blatt/band-6-wa-1472-1501-bl-78v/pagination/11/ (Abgerufen am 01.11.2024)