berůren ein gerichts brieff ytzt ve(r)leʃen nű halt der ʃelbig
brieff jnn vnd beʃte(m)me Johannes antzen der ʃelb Iohannes antz
ʃij geweʃt ein vatter Johannes dieln ytzt cläger vnd ʃin nehʃt
geporner erbe / nű wöll er getruen erk(ann)t werden ʃoll ʃo der
brieff beʃte(m)me ʃin(er) p(ar)thyen vatt(er) vnd jne Ioh(an)nes dieln ʃin ʃöne
die gedacht frawe ʃoll von ʃolichem brieff ʃten vnd v ʃin(er)
p(ar)thyen zuʃtell(e)n mitʃampt vffgehabener nůtzung coʃt(en) vnd
ʃchad(en) vnd ʃtalt zu recht Stude von weg(en) der frawen
redt ʃie hab • die gult vnd den brieff darvb(er) ʃagende jn eynem
gerůglichen beʃeʃß herbracht mit jrem hußwirt ʃelig(en)
nemlich cöntzgin gleʃer vnd ʃij auch nach ʃynen tode in eym
geruglichen Hantreych v(er)liben lenger dan(n) xxx Iare vnd noch
darumb wöll ʃie getrűen jm recht(en) erk(enn)t werd(en) ʃöll / das Joh(an)nes
diel ʃie mit der ʃlechten clage vß jrem geruglichen beʃeʃß nit zů
dringen habe Es wer dan(n) ʃach das Ioh(an)nes diel bybrecht als ʃich
jn recht gepurt das ʃie ʃolichen gultbrieff vnrichtlich hinder
ʃich bracht hett dar Jnn ʃie ein geruglich(e)n beʃeʃß habe vnd jr auch
gutlichen gehantreycht ʃij bis vff diß zit / wo aber Joh(an)nes diel
ʃie des nit bezugt wöll ʃie getruen jn ʃolichem beʃeʃß zuu(er)liben
Rudiger von weg(en) Ioh(an)nes dieln Redt die frawe melde ein beʃeʃß
eines gehaben gulden gelts jnhalt des v(er)leʃen gericht br(iefs) / getrut Joh(an)nes
diel das ʃelbig gld gelts jme fall(e)n ʃoll vnd nyemants anders
vnd geb dem ʃelb(en) beʃeʃß kein grůnt ʃo der brieff jnhalt vnnd
beste(m)me Johannes antzen oder ʃin erben / Es wer dan(n) ʃach
das die frawe zu brecht das zůrecht gnu(n)g were ʃo der brieff
sy(m) hauptman zu ʃtehe als eym erben / vß welcher geʃtalt
jr der brieff word(en) were / vnd ob das von der frawen nit beʃchee
getrűt er ʃie ʃölt do von ʃten wie vor vnd ʃtalt zu recht
Stude von wegen der frawen redt jr ʃij ein beʃeʃß von jrm
hußwirt ʃelig(en) word(en) do von die gult alhie jn dieʃer gemarck
gelegen gefall(e)n ʃij Irm hußwirt jn byweʃe(n) Joha(n)nes dieln hie zu winternh(eim)
vnd dar nach ʃie jn jrem beʃeß geruglich hab laʃʃen ʃitzen
do bÿ ʃie getrut noch hut zum tag zuue(r)liben Joha(n)nes diel brecht
dan(n) bij wie vor geret ʃij Rudiger exp(ar)te Joha(n)nes dieln hofft
jm recht(en) erkent werd(en) ʃoll das ʃin(er) p(ar)thyen nit noit ʃij
eyncher bybringung lut des widerteyls v(er)meʃß dan(n) es find
ʃich jm verleʃen gultbrieff das er vʃzdrůcke Joha(n)nes antzen
oder ʃin erben etc wie vor / vnd darumb • ʃo ʃoll die frawe
bybring(en) wo her jr ʃolich(er) br(ief) vnd gult word(en) ʃij ut p(ri)us
Stude exp(ar)te mūlier(is) redt der brieff ʃij jr von jrem
wegen einer Urkunde, die jetzt verlesen wurde. Nun beinhalte die Urkunde und bestimme Johannes Antz. Dieser Johannes Antz sei der Vater von Johannes Diel gewesen, der jetzt Kläger sei und sein direkter Erbe. Er vertraue darauf, dass erkannt werden solle, der Brief benenne seiner Partei den Vater und ihn, Johannes Diel, als seinen Sohn und die genannte Frau soll von der Urkunde abstehen und sie seiner Partei zustellen mitsamt der bisher eingezogenen Nutzung, den Kosten und dem Schaden. Das legt er dem Gericht vor. Stude für die Frau sagt: Die Gülte und die Urkunde, die darüber aussage, habe sie in einem festen Besitz gehabt zusammen mit ihrem Mann, dem verstorbenen Contz Glaser und sie sei ihr auch nach seinem Tod mehr als 30 Jahre lang in die Hand gegeben worden. Daher vertraue sie darauf, das Gericht werde erkennen, dass Johannes Diel sie mit seiner schlechten Klage nicht aus ihrem ruhigen Besitz zu vertreiben habe. Es sei denn, dass Johannes Diel den rechtssicheren Beweis erbringe, dass sie den Gültbrief in ungerechtfertigter Weise an sich gebracht hätte, an der sie einen ehrlichen Besitz hatte und ihr die Gülte auch bis heute gütlich gereicht wurde. Wenn aber Johannes Diel ihr das nicht beweisen wolle, dann vertraue sie darauf in diesem Besitz zu verbleiben. Rudiger für Johannes Diel sagt: Die Frau führe einen Besitz von einem erhobenen Gulden Geld an gemäß der verlesenen Urkunde. Johannes Diel vertraut darauf, dass ihm dieses Geld zufallen solle und niemand anderem. Und er halte ihren Besitz für unbegründet, da die Urkunde Johannes Antz oder seine Erben bestimmt. Es sei denn, die Frau brächte den rechtssicheren Beweis, dass, obwohl in der Urkunde sein Mandant als Erbe stehe, sie in einer anderen Art und Weise den Brief erhalten habe. Und wenn das durch die Frau nicht geschehe, so vertraut er darauf, sie solle die Hand davon nehmen. Das legt er dem Gericht vor. Stude für die Frau sagt: Sie habe den Besitz durch ihren verstorbenen Ehemann erhalten. Die Gülte liege hier in dieser Gemarkung und sei an ihren Ehemann gefallen, in Anwesenheit von Johannes Diel hier in Winternheim und der habe sie danach in ihrem Besitz ruhig sitzen lassen. Daher vertraue sie darauf, auch von heute an in diesem Besitz zu bleiben; es sei denn, Johannes Diel erbringe etwas bei in der zuvor genannten Weise. Rudiger für Johannes Diel hofft, das Gericht solle erkennen, dass es für seine Partei nicht notwendig sei, den Beweis zu erbringen, wie die Gegenseite das fordere. Denn es finde sich in dem verlesenen Gültbrief, dass der sage, Johannes Antz oder seine Erben usw. wie zuvor. Darum solle die Frau den Beweis erbringen, woher sie die Urkunde und die Gülte habe, wie zuvor. Stude für die Frau sagt: Sie habe ihn von ihrem
Haderbuch Groß-Winternheim 1490-1502, Bl. 045v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1490-1502-gross-winternheim/blatt/band-5-gw-1490-1501-bl-045v-1/pagination/9/ (Abgerufen am 22.11.2024)