noittŭrfft deß rechtenn
vnd nach eroffenŭng der kŭndʃage Redt leonhart / alʃo / vff jn-
bracht kŭnde / So cleʃe wirth jnne namen vnd von wegen paüelʃhen
ʃínes brüders fürbracht nijmt er cleʃe wírth jre aller ʃage der zŭgenn
ane die ʃelbig(en) wijll er auch jnne recht verbot haben jnne Crafft der
bewijʃüng ʃijner jngebracht(en) clage vnd ʃŭnderlich nijmt er ane wijll
jn recht verbotta haben deß erʃten zŭgen ʃage Claijß pforteners daß er
clerlich vnther ander ʃiner warhafftig(en) ʃage geʃagt alʃo wie paŭels
henne gern zü fridden geweʃt dar gegen joiʃten henne geʃagt hab er
nit mít jme zú thŭne ʃo mit jme zu thún gewijnnen Sij pauels hen
alʃo vßgangen vß deß wijrths huʃch hab joiʃten henne der verclagt mit
ʃampt balthaʃarn vff jnen geʃlagen Der glichen alle ander zŭgenn
Darumb bít cleʃe wirth von wegen paŭels henne ʃíns brŭders mit r(ech)t
zü erkennen ʃín clag nach vermoge der recht zemlicher maijß wije r(ech)t
bewijßt vnd daß der verclagt joiʃten henne ʃchüldig ʃij vor ʃolich fre-
ŭelích thaijtt jn pene der rechten verfallen wije jn der clage ange-
zeijgt wirtt mít ablegüng Coʃten vnd ʃchatenn vnd haben beijde
parthijen begert Copijen diß gantzen proceß vnd joijʃt aŭch begert
Schup vnd tag ad proximu(m) jʃt jnen nach gelaijßen
Montags nach dem Sontag jnŭocaŭit jʃt joijʃt ʃcherer erʃchienen
zü gegen vnd wídder cleʃe wijrthen vnd ʃagt daß er joijʃt vor ʃín perʃonn
Repetert nehʃt vergangen handlüng deß gerichts nemlich den artickel
als ʃich joiʃt haijt horenn laijßen er laijß geʃcheen waß recht ʃín woll
vnd dar zü aŭch dar mit wo cleʃe wirth kŭnd erlangt hett die er er-
offenn woll moͤg er joijʃt woll lijden mit fŭrbehalt aller nottürfft
So nŭ jnen joiʃten bezwing die noijtt nach ʃolicher offenu(n)g So begert
er doch von Cleʃe wirthen eijn richtlichen entʃcheijdt dŭrch waß vrʃach o-
der wije er daß gemeijn daß er jme joiʃten verkŭnd eijn kŭnd zú e(r)offenn
vnd jme nit verkündt die ʃelbig(en) kŭnde zú ʃehen geloben vnd ʃweren vnd
aŭch ʃolich kŭnd jnen joiʃt ʃcherern jn keijnem orth oder artickel berorenn
vnd wan ʃolicher beʃcheídt von cleʃen geʃchicht wijll joijʃt fürter formlich
handeln ferner bitt jnen antzúhalten beʃcheijdt zu geben Darvff
haijtt cleʃe wirth Schŭp vnd tag zü xiiij tagen vnd Copij begert vmb
mangels willen ʃínes fŭrʃprechenn jʃt jme vergŭnʃt vnd nachgelaßen
Off Montag nach dem Sontag Ocŭlj mej haijt cleʃe wirth
von wegen ʃíns bruders pauels hen dŭrch leonhart(en) vff jŭngʃt für-
tragenn joijʃt ʃcherers gemeijn jnredde vnd vßtzoge vnd furter geʃagt
daß nít wenig zú befremden ʃij daß der gegenteijll vnderʃteth die offent-
lich warheijt zú widderfecht(en) nemlich an dem orth als er ʃich horenn
laijßt daß jme ʃolich kunde zu ʃehen vnd zü horen geloben vnd ʃweren
nít verküntt ʃij bitt cleʃe wijrth die büttel dŭrch euch richter deß zü
befragen vnd alʃdan ferner jn ʃachen zú volnfaren wije R(ech)t ʃin wijll
Dar gegen Sagt joijʃt er geʃtehe der verkŭndűng nit Cleʃe wírt
vorzubehalten.
Nach der Eröffnung der Zeugenaussagen trägt Leonhart auf die eingebrachte Zeugenaussage, die Clese Wirt im Namen und für seinen Bruders Henne Pauel vorgebracht hat, schließlich vor. Clese Wirt nimmt alle Aussagen der Zeugen an. Er will sie auch im Gericht kraft der Beweisführung seiner eingebrachten Klage festgehalten haben. Besonders nimmt er an und will im Gericht die Aussage des ersten Zeugen Claiß Pfortener festgehalten haben. Dieser habe deutlich unter anderem in seiner wahrhaftigen Aussage gesagt, dass Henne Pauel gern zufrieden gewesen wäre, wohingegen Jost gesagt habe, habe er nichts mit ihm zu schaffen, so wird er etwas mit ihm zu schicken bekommen. Henne Pauel sei also aus dem Haus des Wirt gegangen. Da habe Jost, der Beklagte, zusammen mit Balthasar auf ihn eingeschlagen. Desgleichen sagen alle anderen Zeugen aus.
Deshalb beantragt Clese Wirt für seinen Bruder Henne Pauel, gerichtlich anzuerkennen, dass er seine Klage gemäß dem Recht und nach geziemenden Maß, wie es Recht ist, bewiesen habe und Jost schuldig sei, für diese frevelhafte Tat einer Gerichtstrafe zu verfallen, wie in der Klage angezeigt wird, mit Vergütung von Kosten und Schaden. Beide Parteien haben Abschrift dieses ganzen Prozesses begehrt. Jost hat auch Aufschub und Verhandlungstermin am nächsten Gerichtstag gefordert. Ist ihnen zugestanden worden.
Montag 18. Februar 1521 ist Jost Scherer gegen Clese Wirt erschienen, und sagt, dass er für seine Person die jüngst vergangene Handlung des Gerichts wiederholt habe, nämlich den Artikel, dass sich Jost vernehmen lassen hat, er lasse geschehen, was Recht ist, und dazu auch, wenn Clese Wirt eine Zeugenaussage erlangt hätte, die er eröffnen wolle, wolle er, Jost, das wohl zulassen, unter dem Vorbehalt aller Notdurft. Da ihn, Jost, nun die Not zu dieser Eröffnung zwingt, so begehrt er doch von Clese Wirt einen gerichtlichen Entscheid, aufgrund wessen oder wie er das gemeint habe, dass er ihm, Josten, verkündet hat, eine Zeugenaussage zu eröffnen, ihm aber nicht verkündet habe, diese Zeugenaussage zu sehen, zu geloben und zu beschwören, und auch diese Zeugenaussage ihn, Jost Scherer, an keiner Stelle oder in keinem Artikel berührt. Wenn ein solcher Bescheid von Clese geschieht, will Jost weiter formgemäß handeln, beantragt ferner, ihn anzuhalten, Bescheid zu geben. Darauf hat Clese Wirt Aufschub und Verhandlungstermin in 14 Tagen und Abschrift begehrt, da er keinen Fürsprecher hat. Ist ihm vergönnt und zugestanden worden.
Am Montag 4. März 1521 hat Clese Wirt für seinen Bruder Henne Pauel, durch Leonhart, auf den jüngsten Vortrag Jost Scherers, eine allgemeine Einrede und einen Auszug vorgetragen, und weiter gesagt, dass nicht wenig befremde, dass sich die Gegenpartei untersteht, die öffentliche Wahrheit anzufechten, nämlich an der Stelle, als sie sich vernehmen lässt, dass ihr diese Zeugenaussage zu sehen und zu hören, zu geloben und zu beschwören nicht verkündet worden sei. Clese Wirt beantragt bei den Bütteln, das durch die Richter zu erfragen, und danach weiter in der Angelegenheit zu verfahren, wie es Recht ist. Dagegen sagt Jost, er gestehe die Verkündigung nicht zu. Clese Wirt
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 002v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-002v/pagination/17/ (Abgerufen am 03.12.2024)