Off mitwochen nach lamp(r)eti anno xxj jʃt Balthaʃar Schůgmecher
erʃchijnen jnne recht vnd anclage paüels henne vnd ʃagt er geʃtehe
dem ancleger nach jnhalt ʃínes clagens gar níchts Dargegen Sagt
paŭelʃhen dũrch leonharten vff beüeʃtigüng deß krijegs ʃo balthaʃar der
clage nit geʃteth erbeüt ʃich paüelʃhen zemlicher bewijʃüng vnd bít vmb
tagʃatzung die jme geʃatzt ʃin wije recht
Montags nach aller heijlgen tag haitt paüels hen geʃchüldigt
Schuß cleßen den jüngen vmb küntʃchafft der warheit gegen Baltha-
ʃar ʃchügmechern joiʃt ʃcherers brüder vff jnbracht artickel So montags
nach lücie vírgínis gegen joiʃt ʃcherers ʃon hen jm xx jar aüch gefŭrth
ʃyn Bit dißen künd dar ane zü halten ʃin wißens zu ʃagen der warheit
vnd dem widderteijl zü verkünden ob er frageʃtúcke jn legenn wöll
Dar nach jn billicher zijth vnd wije Recht Schŭß cleʃe der jüng als
kŭnd verhort alt vmb tzwentzijg jare vngeüerlich eijn Eehman vnd
bŭweman nit jm band oder acht keijner parthij geʃijpt oder verwa(n)t
verʃlüg ʃich aller verdechtlicheit vnd vff alle gemeijn fragʃtúcke be-
fragt hait er beqúemlich vnd woll geantwort vnd fürter vor meij(n)-
eijdts pfin vnd ʃchült gnügʃam gewarnet vnd befragt vff den artickel
dar vff die andern künd aüch befragt vnd geʃagt Sagt díßer kŭnd
Do ʃich der handel dißer zweijdracht anfíng do hab joiʃtenhen jnne
Claijß pforteners hüʃch eijn echtmaijß winß von dem wirth gefŭrdert vnd
daß gedrŭncken jn dem hab joiʃtenhen eij(n) hadder angefangen mit paü-
elʃhen do hab paüelʃhen vnther anderm geʃagt Schŭwet jch nit daß dŭ
joiʃtenhen haijʃt geʃtern zum ʃacrament gangen So würff jch dich mit
eijner kannen vnd alʃo ʃij joiʃtenhen zür thore hijn vß gangen vnd ʃagt
zü paŭelʃhen woilhin dü paüels hen ʃalt mír eijnen vßhalten neher
dan zwo ʃtünde vergehen vnd dar nach vber eijn wijll hab er der künde
geʃtanden jn claiß pforteners deß wírths thore do ʃij balthaʃar zú jm
dem künde komen vnd gefragt wo joiʃtenhen ʃij hab er der kŭnd geant
wort er ʃij hijn vß alʃo ʃij balthaʃar widder hinweg gangen dar nach
hab paüelʃhen ʃinem ʃone betzalt eijnhalb maijß winß den heijm zü
tragen vnd alʃo ʃij paüelʃhen vffgeʃtanden jn willen heijm zú gehen vnd
ʃich vff geneʃtelt ʃíns wegs zú gehen vor deß wijrts hoijff vnd als paŭ
elʃhen hijer vß qweme do ʃtünd joiʃtenhen vnthen am borne neben dem
wege vnd balthaʃar ʃchügmecher vff der andern ʃijthen gegen Conrat
metzelers hŭʃch vnd als paüels hen mitten vff den ʃteijnn jm wege
ʃchreijd hab paüels hen geʃagt wer biʃtŭ do antwort jm paŭels-
hen Balthaʃar gutfreündt vnd do hab joiʃtenhen ʃin meßer vßge-
tzogen vnd paüels hen jn den arme gehaŭen vnd alʃo hab Paŭelshen
Mittwoch 18. September 1521 ist Balthasar Schuhmacher im Gericht erschienen um Hen Pauel anzuklagen. Der sagt, er gestehe dem Ankläger nach Inhalt seiner Klage gar nichts. Henne Pauel lässt durch Leonhart Fluck den Streit bestätigen. Da Balthasar zu seiner Klage steht, bietet Henne Pauel geziemende Beweisführung an und beantragt die Anberaumung eines Tages. Der wird ihm gesetzt, wie es Recht ist.
Montag 4. November 1521 hat Henne Pauel Clese Schaus den jungen auf wahrheitsgemäße Zeugenaussage verklagt gegen Balthasar Schuhmacher, den Bruder des Jost Scherer, auf die eingebrachten Artikel, die am Montag nach Lucie virginis [16. Dezember 1521] gegen Henne, den Sohn des Jost Scherer, auch geführt worden sind. Er beantragt, den Zeugen dazu anzuhalten, sein Wissen um die Wahrheit mitzuteilen und der Gegenpartei zu verkünden, wenn sie Fragen stellen wolle.
Danach wurde Clese Schaus der junge in angemessener Zeit und wie es Recht ist als Zeuge verhört. Er sei etwa 20 Jahre alt, eine Ehemann und Baumann, steht weder in Bann noch in Acht, ist mit keiner Partei versippt oder verwandt, enthielt sich jeglicher bösen Absicht und hat auf alle allgemeinen Fragen angemessen und wohl geantwortet. Er wurde vor Bestrafung eines Meineids zur Genüge gewarnt und bezüglich des Artikels befragt, auf den die anderen Zeugen auch befragt worden sind und ausgesagt haben. Der Zeuge sagt aus, als der Händel dieser Zwietracht anfing, da habe Josten im Haus des Claiß Pforteners ein Achtelmaß Wein vom Wirt gefordert und hat den getrunken. Indem habe Jost einen Streit mit Henne Pauel angefangen. Da habe Hen Pauel unter anderem zu Jost gesagt. »Scheute ich mich nicht, weil du gestern zum Sakrament gegangen bist, so hätte ich dich mit einer Kanne beworfen.« Dann sei Jost zur Tür hinausgegangen und sagt zu Henne Pauel: »Wohlan, du sollst mir einen ausgeben, bevor zwei Stunden vergehen.« Eine Weile danach habe er, der Zeuge, in der Tür des Wirts Claiß Pfortener gestanden. Da sei Balthasar zu ihm, dem Zeugen, gekommen, und habe gefragt, wo Josten sei. Er habe geantwortet, dieser sei hinausgegangen. Also sei Balthasar wieder weggegangen. Danach habe Hen Pauel seinem Sohn ein halbes Maß Wein bezahlt, um es nach Hause zu tragen. Also sei Hen Pauel aufgestanden um heimzugehen, und habe sich angezogen, um seinen Weg vor den Hof des Wirts zu nehmen. Als er herauskam, stand Jost unten am Born neben dem Weg, und Balthasar Schuhmacher auf der anderen Seite beim Haus des Konrad Metzler. Als Henne Pauel mitten auf den Steinen des Weges schritt, habe er gesagt: »Wer bist du?« Da habe ihm Balthasar geantwortet: »Gut Freund.« Da habe Jost sein Messer gezogen und Henne Pauel in den Arm gestochen. Dann habe Henne Pauel
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 008v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-008v/pagination/22/?L=0&cHash=ed246cddc6fba753ebab0de0558ca30a (Abgerufen am 30.10.2024)