Joijʃt Scherer zü gegen vnd widder
Becker Hengen oder Hengen Beckern
Joijʃt Scherer Off montag nach Egidij anno dominj xvc vnd xxj haijt
Heng(en) becker joijʃt ʃcherer eijn ʃchrijfftlich Clage widder hengen Beckern jngelegt
jnne maijßen wije nachfolgt lütende Vor euch Ernveʃten vnd wij-
ʃen Schulteis vnd Scheffen deß heijlgen Rijchs gericht alhije zú Nidder jn-
gelnheijm erʃchínt joiʃt ʃcherer jn recht vnd brengt jn rechter clagen vor
zü gegen vnd widder Beckerhengen vnd ʃagt jnne ʃijner clagen war
ʃín daß er joiʃt vnd barth becker alʃo mít eijnander gekütt haben ne(m)-
lich mit eijnem pferde joiʃten geweʃt jʃt vnd mít eijner hoijffreiden ʃo
barth beckers geweʃt jʃt welch hoijffreide alhije vnden an der kijrchen
gelegen joíʃten gevor vnthen zü vnd oben zü der kírchengŭlten nemlich
mit eijnem angehangen vnd zügehorigen thore welchem thore der aŭg(en)
ʃchín vnd gemŭertz Angelʃteín vnd blintloͤcher clerlichen wijʃent vnd
aüch jn vnʃer lieben fraŭwen brüder gültbüchern vnd regiʃtern ʃich cler-
lich erfíndt diefurchen wije jn der clage angegeben jʃt vnd er joiʃt
von ʃolícher hoijffreiden vnd thore den lehen herren jnhalt jrer regiʃter
die gülten nemlich Sechß alb do von geben vnd reichen mŭß vnd vnʃerm
erʃamen rade die bede vnd ʃagtaüch ferners jn ʃijner clage war ʃin daß
ʃolícher kütt geʃcheen ʃij Jn dem jare xvc xx vff Sanct jorgen tag zü
frŭher tag zijth nemlich vmb Sieben ohern vngeüerlich nŭchterns
mondeß jʃt aüch ware eher man den wijnkaüff gedrŭncken hab hait
g(e)n(ann)ter hengen becker jnen joiʃten fŭrch vnd maijll ʃelber gewijßt mít
ʃijnen fŭßen vnd henden nemlich oben an dem oberʃten gibbel ʃlŭnes
vnd jnne maijßen wie ʃichs jn der lehenhern büchern erfíndt vnd jʃt
aüch ware daß ʃolich vntherwijʃüng von becker hen vngezwŭngen oder
vngedrŭngen jn bijweʃen beijder heüptleüde vnd beijder wijnkaŭffs
leüde gewijßt hait vnd zu der zijth beijde parthien eijn güten genŭgenn
gehat habent vnd der zijth here eijn gerüglichen beʃeß biß zü dißer zijth ʃo
er joiʃt ʃolich hoijffreijde jn büwe vnd beßerü(n)g ʃtellen jʃt So jʃt jme diß-
er verclagt hengen becker dŭrch ʃínen eijgen mütwillen ʃolich ʃin ange-
horíg thore mutwilliglichen zü verʃperren vnd zu verzünen der halber er
joiʃt ʃolichs nit zü ʃijnen noiten brŭchen kan oder mag der halben er
Diß clag jʃt ver- ʃich ʃchatens zü dem verclagten verʃicht vff die xx gld off ermeʃʃi-
bot duͦrch den ʃchuͤl güng deß richters vnd bitt aüch den verclagten dar an zu halten daß er al-
teißen von weg(en) ʃo von ʃijnem mütwillen abʃtehe mít ʃampt deß coʃtens ablegüng vnd
vnʃers gnedigʃt(en) wo von dem verclagten diß clag nit geʃtanden wírt ʃo berüfft ʃich joiʃt
hern pfaktzgra- vff zemlich bewijʃüng jnhalt deß wijnkaüffs vnd vnʃer lieben fraŭen
uen wegen etc bücher vnd regiʃter Begert antwort mit fürbehalt aller nottürft
vnd mittel deß rechten Hier vff begert heng(en) becker Schŭp vnd tag
vnd der anclag Copij vnd abʃchrijfft zwißem nehʃten gericht
Jost Scherer gegen und wider Henne Becker.
Am Montag 2. September 1521 hat Jost Scherer eine schriftliche Klage gegen Henne Becker eingereicht, die wie folgt lautet: Vor euch, ehrenwerten und weisen Schultheiß und Schöffen des heiligen Reichsgerichts hier zu Nieder-Ingelheim erscheint Jost Scherer im Gericht und bringt eine rechte Klage vor gegen und wider Henne Becker. Es entspreche in seiner Klage der Wahrheit, dass er, Jost, und Barth Becker miteinander getauscht haben, nämlich ein Pferd, das Jost gehörte, und eine Hofreite, die Barth Becker gewesen ist. Die Hofreite liegt hier unten an der Kirche, neben dem Gut des Jost unten zu und oben zu der Kirchengülte. Zur Hofreite gehört ein Tor. Der Augenschein und die Gemäuer, Angelstein und Blindlöcher geben deutlich, dies lässt sich auch in den Gültbüchern und Registern der Liebfrauenbruderschaft genau herauslesen, die in der Klage erwähnten Grenzlinien an. Er, Jost, habe für diese Hofreite und das Tor den Lehenherren, gemäß ihrer Register, sechs Albus Gülte zu geben und zu reichen und dem ehrbaren Stadtrat die Bede. Jost sagt weiter, es entspreche in der Klage der Wahrheit, dass der Tausch am Sankt Jorgentag [23. April] des Jahres 1520, früh am Tag, nämlich um 7 Uhr ungefähr bei Monduntergang vollzogen wurde. Es ist auch wahr, dass, bevor man den Weinkauf getrunken habe, Hennne, ihn, Jost, Grenzlinie und Grenzmal selbst mit seinen Füßen und Händen gezeigt hat, nämlich oben an dem obersten Giebel beim Zaun und in dem Maß, wie es sich in den Büchern der Lehenherren findet. Es ist auch wahr, dass solche Unterweisung von Henne Becker ungezwungen oder ungedrungen, in Beisein beider Hauptleute und beider Weinkaufsleute erfolgt ist, zu einer Zeit, wo beide Parteien zufrieden waren und sich eines angenehmen Besitzes erfreuten. Dies ging bis zu der Zeit, wo er, Jost, die Hofreite in Bau und Besserung stellen wollte. Da habe ihm der Beklagte Hennne Becker mutwillig seine zugehörigen Tore versperrt und eingezäunt. Deshalb kann er, Jost, den Hof nicht für seine Belange benutzen. Er setzt den von dem Beklagten verursachten Schaden auf 20 Gulden an, stellt das in das Ermessen der Richter, beantragt auch, den Beklagten dazu anzuhalten, von seinem Mutwillen abzustehen und die Gerichtsgebühren zu erstatten. Wenn die Klage vom Verklagten nicht zugestanden wird, beruft sich Jost auf geziemende Beweisführung, gemäß des erfolgten Weinkaufs und der Bücher und Register der Liebfrauenbruderschaft. Begehrt eine Antwort unter Vorbehalt aller Notdurft. Hierauf begehrt Henne Becker Aufschub und Tag und Kopie und Abschrift der Verhandlung bis zum nächsten Gericht.
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 010v, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-010v/pagination/24/?L=0&cHash=37e4ba60ea7d3b6ffa3b22c0d1a3db75 (Abgerufen am 05.11.2024)