Off mítwochen nach lampertj haijt hengen becker geantwort
vff joiʃt ʃcherers clag vnd ʃagt er geʃtehe der clage nit oder ʃŭnʃt
gar nŭʃt gegen g(e)n(ann)tem joiʃt ʃcherern / Dar vff begert joiʃt ʃín
tag zŭr bewijʃüng / ʃin clag zú bewijʃen vnd ware zú machen wije
recht / Sin jm tag geben vt jŭris
Montags nach aller heijlgen tag haijtt joiʃt ʃcherer zü geʃproch
en vmb kündtʃchafft der warheit Ryn heintzen henne vnd peter feʃín-
gen begert von jnen jre wißen war ʃin daß er joiʃt ʃcherer vnd barth
becker haben mit eijnander gekütt vnd die zwene jtzg(e)n(ann)t(en) gezügen vor
wijnkaŭffs leüde gebeten nemlich jm jare etc xx vff Sanct jorgen tag
zu frŭher tag zijth vmb die Sieben ohern nemlich eijn hoijffreijd Barth
beckers geweʃt vnd vmb eijn pferdt daß ʃín joiʃten geweʃt / Zŭm andern
Sagt joiʃt ferners ware ʃin Eher ʃolícher kŭtt bereddu(n)g beʃloßen vnd be-
tedíngt worden jʃt hab er joiʃt begert von Barth beckern fürch vnd
maijll zú wijʃen wie ferne der kütt lange Sij aüch er joijʃt die par-
thien der wijnkaŭff gegangen vnd do hab Barth becker vnd Becker hen-
gen jnen joiʃt ʃcherern fürch vnd maijll gewijßt jnhalt ʃijns kŭts be-
ʃünderlich beckerhen mit ʃijnen fŭßen vnd henden abgegangen gewiʃt
vnd nemlich oben an dem gibbel ane ʃlŭnes bijß jn Sin hengen beckers
hoijff vnd hínten vß ʃlecht zŭr flichten zü hab aüch hengen becker ʃelbʃt
ʃolich thore dar vmb dißer krijegk jn ʃin joiʃten fŭrche vnd maijll ge-
wijßt / Bitt die kŭnd antzuhalten jren wißen zú ʃag(en) Teʃtes paratj etc
Der Erʃt zŭge Rínheíntzen henne Citert furgeheijßen haijt ge-
lobt vnd mit vffgehaben fíngern geʃwone wie recht auch vor meij(n)eijdts
pfin vnd ʃchult gnŭgʃam gewarnet alt vmb xxxv jar eijn acker-
man etc hat ʃich aller verdechtlicheijt entʃlagen vff alle gemeijn fragʃtück
beqüemlich vnd woll geantworth / Befragt vff den erʃten artickel
Sagt er den artickel alles jnhalts ware ʃin // Vff den zweijt(en) artic-
kell befragt Sagt dißer kŭnde / als ʃije bij eijnander geweʃt vnd die
antzeijgüng thun wolten do haben ʃije hengen beckern dar zú berŭff(en)
hab ʃich hengen geʃŭmt vnd alʃo hab Barth becker geʃtanden mit ʃij-
nen fŭßen gedretten widder den gijbbel oben an dem thore vnd ging
dar nach biß vff den broche jm hoijff vnd wijßt do fürter hijnhinter ʃlŭn
zŭr flichten zü vnd dar nach ʃij hengen Becker dar zu komen do ʃij barth
becker widderümb gangen vff daß oberʃt orth wije er vormaijls geʃtan-
den vnd ʃij widder noch eijn maijll gangen fürch vnd maijll gewijßta
vnd dar bij ʃij hengen becker geʃtanden gangen vnd geweʃt vnd níchts
dar widder geredt Sünder hengen becker hab ʃelbʃt jm hoijff hínten am
gibbel eijnß ʃchŭgs wijther an der breijde angetzeijgt jn ʃín henges eijgenn
hoijffreijde vnd ʃelbʃt geʃagt hije geth jnß here vnd ʃagt furter er hab
ʃin wißens vnd die warheit geʃagt vnd jʃt jm ʃtijll ʃwig(en) vffgeʃetzt etc
Am Mittwoch 18. September 1521 hat Henne Becker auf Jost Scherers Klage, geantwortet. Er gesteht die Klage nicht zu, auch sonst gar nichts gegenüber Jost Scherer. Darauf begehrt Jost seinen Verhandlungstermin, um seine Klage zu beweisen und wahr zu machen, wie es Recht ist. Ihm ist ein Verhandlungstermin gegeben worden, wie es Recht ist.
Montag 4. November 1521 hat Jost Scherer Henne Ryne, den Sohn des Heintz, und Peter Feßing zu wahrheitsgemäßen Zeugenaussage aufgefordert. Begehrt von ihnen zu wissen, ob es stimme, dass Jost Scherer und Barth Becker miteinander getauscht haben, und sie, die beiden Zeugen, vor Weinkaufsleute zu einem Verhandlungstermin gebeten haben, nämlich auf den Jorgentag [23. April] 1520 zu früher Tageszeit um 7 Uhr, eine Barth gehörende Hofreite und ein Pferd des Jost zu tauschen. Zum anderen sagt Jost, es sei ferner wahr, dass, ehe diese Tauschberedung beschlossen und verhandelt worden ist, er von Barth begehrt hat, ihm Grenzlinie und Grenzmal zu weisen, wie weit das Tauschobjekt reiche. Er, Jost, sei zu den Parteien des Weinkaufs gegangen und da haben Barth Becker und Hen Becker, ihm, Jost Scherer, Grenzlinie und Grenzmal des Tauschobjektes gewiesen. Besonders habe Henne Becker mit seinen Füßen und Händen die Grenze bei einem Begang gewiesen, nämlich oben an dem Giebel beim Zaun bis in Henne Beckers Hof, und hinten hinaus, in gerader Linie zur Flichten zu, Hengen habe auch selbst das Tor, um das dieser Streit geht, in Josten Grenzfurche und Grenzmal gewiesen. Beantragt, die Zeugen anzuhalten, ihre Wissen mitzuteilen. Die Zeugen sind dazu bereit.
Der erste Zeuge, Henne Ryne, aufgerufen und vorgeladen, hat gelobt und mit erhobenen Fingern geschworen, wie es Recht ist, wurde auch vor Bestrafung eines Meineids zur Genüge gewarnt. Er sei ca. 35 Jahre alt, ein Ackermann, hat sich jeglicher bösen Absicht enthalten, auf alle allgemeinen Fragen angemessen und wohl geantwortet. Zum ersten Punkt befragt, sagt er aus, dieser sei inhaltlich wahr. Zum zweiten Punkt befragt, sagt der Zeuge, als sie beieinander gewesen waren und die Grenzweisung vornehmen wollten, haben sie Henne Becker dazugerufen. Henne habe nicht sofort darauf reagiert und so habe Barth Becker gestanden, mit seinen Füßen gegen den Giebel oben am Tor getreten, ging danach bis auf den Bruch im Hof, und wies dann weiter hinten geradeaus auf die Flichten zu. Danach sei Henne Becker hinzugekommen. Da sei Barth Becker wiederum an die obere Stelle gegangen, wo er vorher gestanden hatte und sei weiter zu einem Grenzmal gegangen, habe die Grenzlinie und das Grenzmal gewiesen. Henne Becker habe dabei gestanden, sei mit gegangen und dabei gewesen, und habe nicht widersprochen, sondern habe selbst im Hof hinten am Giebel gestanden, einen Schuh weiter in der Breite in seine eigene Hofreite angezeigt und selbst gesagt: »Hier geht es her.« Der Zeuge sagt weiter, er habe sein Wissen und die Wahrheit offengelegt. Ihm ist Stillschweigen auferlegt worden.
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 011, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-011/pagination/10/ (Abgerufen am 30.11.2024)