Zwuʃhenn henels henn vonn Geiʃennheim als montpar
henels henn Liebenn ʃeiner haußfrawenn clager eyns vnd hans
Beckernn beclagtenn anderntheilʃ Nach clag antwŭrtt
S(e)n(tent)ia allenn fúrtragenn vnd rechtʃatz Erkennt der ʃthoffenn zŭ
recht Ergangenn proces nichtig • vnd wellenn die part-
hans becker theyenn Ferner inrecht handelnn ʃal ine hierdurch on-
benȗmenn ʃeynn
Jmpoʃitum p(er) Stadens hannß vt ʃeqůitůr S(chultheiß) vnd S(chöffenn) zŭ winckel
Vnʃernn grŭs v(n)t willigenn dinʃt zuũor er[n]ŭeʃtenn vnd tr-
kūndeʃage Ewer ʃtriefft ir vnns zugeʃthickt haben wir verleʃenn vnd
Stadens hanʃe alles inhalts wol verʃtandenn vnnd nach Eŭerre(n) begernn
nach Michaelnn hartmanges ʃón vor vnns wie recht geheyßenn
jne auch mit Fragʃtŭckenn wie ʃich gepurtt vnnd ordnu(n)g
bey vns iʃt begrŭßt darzu mit eynem Ede Eyde ʃo er mit auff-
gerecktenn fingernn zu gott vnnd denn hailigenn gethann
hatt beladenn vnd darnach ʃeynn kuntʃthafft vnnd wißenn
verhortt vnnd von wortenn zŭ wortenn vß ʃeynem mu(n)de
geʃtriben alʃo Ich michel Erkennen das ʃichs begebenn das
daß ích jn ʃtadens hanʃenn haŭß zu weynnheym zum weyn
geweßt vnd eynn echtmaß weyns gehabtt vnd ʃtŭnt auff h
ghin hieaŭß vnd liß eynʃtheyls weynß in der kannde ʃthenn
vnd do ich heruß kam hat ich eyn ʃpeiß ʃack fur dem finter
leygenn auff dem ʃúmbs denn hieß ich der frawenn sagt
die fraw wolt ir die rode kogel auch hann ʃagt ich neynn lott
leyenn ich kum herwidder / do ich herwider kŭam vnd waß
am reynn geweʃt ʃágt ich wo iʃt die kúgel hin komenn
Sagt die fraw ʃi lag warlich da wo ʃie hien komen iʃt jn de(m)
quam der wirt in die ʃtŭb ʃprach die fraw der gŭt frŭndt het ein
kogell do gehapt ligenn war iʃt ʃích duch komen Sagt der wirdt
Es wer mir leitt daß ich eynn gutenn geʃelnn in meyne(m) hŭß
hett vnnd ʃolt etwaß ʃunder mir verliʃenn / vnd ʃagt weithers
tzu Cleʃin ʃíe het hierŭmb gelegenn rŭcke ʃie mŭß warlich hie
ʃeynn jm dem als er aŭff ʃtůnt sagt der wirtt widder cleßin
gefatter Cleß was habt ir in dem bŭßŭm vnd grieff jm der
in vnnd zog die kogell herŭŭs vnd ʃagt die kapf iʃt dein(n)
gŭtenn geʃellen vnnd warff ʃie auff denn thiß • vnd
sagt iʃt die deynn wider mich sagt ich do ich ʃie mer ʃagk
war ʃie meynn do ʃagt Cleßin ʃamt veltenn iʃt dey(n)
Zwischen Henne Hennel von Geisenheim als Momber seiner Ehefrau Liebe, Kläger, und Hans Becker, Beklagter. Nach Klage, Antwort, allen Vorträgen und Urteilsanträgen erkennt das Schöffengericht Recht, dass der ergangene Prozess nichtig ist, wollen die Parteien weiter im Gericht verhandeln, soll ihnen das hierdurch unbenommen sein.
Es wurde Widerspruch durch Hans Stade eingelegt wie folgt: Schultheiß und Schöffen zu Winkel, unseren Gruß und willigen Dienst zuvor, die ehrenwerte und wohlmeinende Schrift, die ihr uns zugeschickt habt, haben wir gelesen und den ganzen Inhalt wohl verstanden und nach eurem Begehr nach Michael, dem Sohn des Hartmanges, wie es Recht ist, geheischt, ihn auch mit Fragen, wie es sich gebührt und Ordnung bei uns ist, gerichtlich angesprochen, ihn dazu mit einem Eid, den er mit erhobenen Fingern zu Gott und den Heiligen geschworen hat, beladen, und danach seine Zeugenschaft und sein Wissen verhört. Dies lautet von Wort zu Wort aus seinem Munde aufgeschrieben so: Ich, Michael, erkenne an, dass es sich begeben hat, dass ich in Hans Stades Haus zu Weinheim beim Wein gewesen und ein Achtelmaß Wein gehabt habe. Ich stand auf, ging hinaus, und ließ einen Teil des Weins in der Kanne stehen. Als ich herauskam, hatte ich einen Spelzsack vor dem Fenster auf dem Sims, den forderte ich von der Frau. Da sagt die Frau: »Wollt ihr die rote Kogel auch haben?« Ich sagte: »Nein, lass sie liegen, ich komme wieder.« Als ich wiederkam, ich war am Rhein gewesen, sagte ich: »Wo ist die Kogel hingekommen?« Da sagte die Frau. »Sie lag wirklich dort, wo ist sie hingekommen?« Indem kam der Wirt in die Stube. Da sprach die Frau: »Der gute Freund hat eine Kogel dort liegen gehabt. Wo ist sie hingekommen?« Da sagt der Wirt: »Es täte mir leid, dass ich einen guten Gesellen in meinem Haus hätte und er sollte etwas bei mir verlieren.« Er sagt weiter zu Clese, die Kogel hätte hier herumgelegen, sie müsse wirklich hier sein. Indem, als er aufstand, sagt der Wirt zu Cles: »Gevatter Clese, was habt ihr im Busen?« und griff ihm in den Rock und zog die Kogel heraus und sagte »Die Kappe ist dir guter Geselle« und warf sie auf den Tisch. Und sagt zu mir: »Ist die dein?« Da sagte ich: »Da ich es erneut sage, ist sie mein.« Da sagte Clese zusammen mit Velten: »Sie ist dein.«
Nieder-Ingelheimer Haderbuch 1521-1530, Bl. 143, in: Ingelheimer Haderbücher Online, URL: https://www.haderbuecher.de/baende/1521-1530-nieder-ingelheim/blatt/band-5-gw-1490-1502-bl-143/pagination/26/ (Abgerufen am 02.11.2024)